Hallenser führt seit April die Geschäfte der Diakonie als neuer Geschäftsführer. Welche Herausforderungen er sieht – und wer ihm zur Seite steht. Auf die Frage nach seinem Lebensmotto warnt Christian Beuchel schon einmal vor. „Es ist aber sehr lang“, sagt der 60-Jährige, um schließlich den Dichter Matthias Claudius und dessen wohl berühmtestes Werk „Abendlied“, als Lied auch bekannt unter dem Titel „Der Mond ist aufgegangen“, zu nennen, speziell auf die vierte Strophe zu verweisen. „Es geht darum, mit den Beinen auf Erden zu stehen, aber den Himmel nicht zu vergessen“, erklärt Beuchel.
Christian Beuchel (r.) mit dem Prokuristen Robin Knauf
vor der Villa „Lepsiustraße“ in der sich auch die Geschäftsstelle befindet.
FOTO: TORSTEN BIEL
Seit April steht der theologische Vorstand des Diakoniewerkes in Halle auch der Diakonie Naumburg-Zeitz vor. Er folgt auf den langjährigen Geschäftsführer Siegfried Kosdon, der nach 20 Jahren an der Spitze vor wenigen Wochen feierlich verabschiedet wurde (wir berichteten mehfach)Für den Hallenser ist Naumburg kein Neuland. „Ich hatte im August 1984 hier mein Aufnahmegespräch für das kirchliche Oberseminar.“ In den unruhigen Monaten der Wende legte der gelernte Metallurg das Examen ab. „Die interessanteste Frage war es damals, wird man Theologe oder Politiker“, sagt Beuchel. Wie sein Vater – die Familie stammt aus dem sächsischen Freiberg – ging er in den Kirchendienst. Er wurde Gemeinde- sowie Schulpfarrer in Axien (Landkreis Wittenberg), um später 15 Jahre lang den Posten des Superintendenten zu bekleiden, auch in jenem Jahr, als die Lutherstadt Wittenberg das große Reformationsjubiläum beging. „Dann war es Zeit für eine Veränderung“, blickt der gebürtige Sachse zurück. Er ging zum Diakoniewerk Halle. „Und dann kam die Anfrage des Kirchenkreises Naumburg-Zeitz“, so Beuchel. An seiner Seite: Prokurist und Controller Robin Knauf aus Halle. Der 36-Jährige hat ebenfalls Verbindungen zum Burgenlandkreis. Denn geboren und aufgewachsen ist er in Hohenmölsen, bevor er als Fußballer aufs Sportgymnasium wechselte, besuchte er das Agricolagymnasium. Beide waren zuletzt vor allem auf Kennenlern-Tour, erste Einrichtungen wurden besucht. Das heißt auch, in der Region viel unterwegs zu sein. Die Diakonie – im Gegensatz in Halle hier auf einer großen Fläche verteilt – ist Träger eines Netzes aus insgesamt sechs Sozialstationen, hat Beratungsstellen in Zeitz und Naumburg, das Barbara-Haus, Sankt-Georg-Stift in Teuchern sowie das Kinder- und Jugendwohnen in Zeitz. In Naumburg gibt es das Wohn-Projekt „Villa Lepsiusstraße“ sowie das Ambulant Betreute Wohnen. „Die Diakonie ist gut aufgestellt, hat sehr engagierte Mitarbeiter“, lobt der neue Geschäftsführer. Als seine Aufgabe sehe er es nun an, diesen Zustand stabil zu halten, so dass die Patienten beziehungsweise Klienten gut versorgt sind, obwohl vor allem die Pflege vor Herausforderungen steht. Beuchel nennt da den demografischen Wandel und die Suche nach geeigneten Fachkräften. „Es wird mehr Menschen geben, die einer Pflege bedürfen, wobei vor allem die häusliche Pflege mehr zunehmen wird als die stationäre, weil die Menschen ihren Lebensabend zu Hause verbringen wollen“, so der neue Diakonie- Chef. In Sachen Personal habe vor allem Corona deutliche Auswirkungen gehabt, seien die Mitarbeiter ausgezehrt. „Die Fluktuation ist in Halle allerdings weit größer als in dieser Region“, betont Robin Knauf, der einschätzt, dass die Folgen der Pandemie erst in zwei bis drei Jahren verarbeitet sein werden. Die Diakonie habe hier eine gute Reputation, viele identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber. „Allerdings liegt es nicht nur am Lohn, auch das Miteinander ist den Mitarbeitern wichtig“, weiß Beuchel. Als konkrete Maßnahme soll die räumliche Situation der Sozialstationen verbessert werden, was nicht einfach sein wird.Auch plant das neue Leitungsduo, die Diakonie wieder zu einem Ausbilder werden zu lassen. „Seit der Umstellung zur generalistischen Pflegeausbildung sind wir das nicht mehr. Aber mit Kooperationspartnern wollen wir das wieder erreichen“, sagt der Geschäftsführer. Er und Robin Knauf kommen regelmäßig von Halle nach Naumburg. Ansonsten setzen sie beide vor allem auf die Eigenverantwortung der leitenden Beschäftigten. Privat bewegt sich Christian Beuchel allzu gern zwischen Himmel und Erde – auf dem Wasser. Er ist passionierter Segler. Sein Revier ist der Große Goitzschesee bei Bitterfeld. Sein Boot liegt allerdings noch im Winterquartier. „Ich habe einfach noch keine Zeit gehabt“, gesteht Beuchel.
VON CONSTANZE MATTHES NT