Mehr Geld für Demenzkranke

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Kristin Walther, Pflegedienstleiterin der Diakonie Sozialstation Naumburg-Zeitz. Seit Januar erhalten Demenzkranke mehr Geld von der Pflegekasse. Sie können sich Pflegegeld auszahlen lassen, aber auch mehr Betreuung oder Pflege in Anspruch nehmen. „Bisher sind die Anfragen noch verhalten“, so die 29-jährige Krankenschwester. Aus ihrem Alltag weiß sie, wie sehr sich alte Menschen freuen, wenn sie mehr Zeit für sie hat, um mit ihnen spazieren zu gehen, zu spielen oder einfach nur zu schwatzen. Das gefällt ihr. „Es ist Klasse, dass Menschen bis ins hohe Alter zu Hause sein und ihr ganz eigenes Leben weiterführen können.“
Als die Mutter von zwei Kindern vor vier Jahren in die Altenpflege umstieg, war das eine gewisse Umstellung. „Im Krankenhaus haben die Schwestern das Sagen. In der ambulanten Pflege bestimmen die Klienten, was gemacht wird. Ich bin dort zu Gast.“ Im Krankenhaus ist immer noch eine andere Schwester da. In der ambulanten Pflege müssen die Pflegerinnen eigenständig arbeiten, dafür können sie individueller und flexibler reagieren.
Die alteingesessene Naumburgerin bedauert, dass immer wieder Leistungen der Pflegekassen nicht abgerufen werden und verfallen. Da sind pflegende Angehörige, die offensichtlich Entlastung vom äußerst anstrengenden Pflegealltag benötigen. Sie lehnen die sogenannte Verhinderungspflege trotzdem ab, obwohl die Kosten komplett von der Pflegekasse übernommen werden. Dabei ist es für Angehörige sehr wichtig, sich Auszeiten zu zugestehen, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben. Über die Verhinderungspflege hätten sie mal Zeit für sich selbst, einen Spaziergang, einen Anruf oder einfach für einen Einkaufsbummel.
Wenn Kristin Walther nicht im Büro in Naumburg sitzt, ist sie in der Gegend um Teuchern und Osterfeld unterwegs. Sie berät pflegende Angehörige in Sachen Pflege. Es geht um Leistungen, die ihnen zu stehen, aber auch um Handgriffe, beispielsweise um den Rücken zu schonen, wenn die bettlägerige Mutter im Bett gedreht werden muss. Der jungen Frau gefallen die unterschiedlichen Tätigkeiten in der Sozialstation. Durch die Pflegeberatung kommt sie zu den Menschen nach Hause und hat Kontakt zu Angehörigen und Patienten. Außerdem schaut sie ihren Mitarbeiterinnen über die Schulter und prüft, ob die Pflegequalität den Ansprüchen der Diakonie-Sozialstation gerecht wird.
Wenn sie nicht unterwegs ist, leitet sie die Sozialstation für ihre Kollegin Ulrike Enge, die gerade im Mutterurlaub ist und gewährleistet die Qualität in der Sozialstation und gibt den Einsatzleiterinnen vor Ort Hilfestellungen. „Die Leitungsfunktion ist nicht immer einfach“, sagt Kristin Walther. Wenn Kolleginnen krank sind, gibt es Engpässe. Dann bittet sie die Klienten um Verständnis, dass die Morgentoilette sich ein wenig verschiebt oder sie bittet die restlichen Mitarbeiterinnen, einen extra Dienst zu übernehmen.
Zur Sozialstation gehören insgesamt sechs Standorte, an denen derzeit im ganzen Burgenlandkreis etwa 570 Patienten betreute werden.Die Zentrale sitzt in Naumburg. Von dort steuert Kristin Walther die Sozialstation. Die insgesamt 90 Mitarbeiter/innen versorgen kranke und pflegebedürftige Menschen zu Hause und helfen bei alltäglichen Dingen des Lebens. Sie bereiten Frühstück oder Abendbrot vor, helfen bei Toilettengängen, waschen und putzen. Daneben geben sie Medikamente, versorgen Wunden oder geben Insulinspritzen.
Seit letztem Jahr arbeiten sechs Servicekräfte speziell mit Demenzkranken. Sie beschäftigen sich liebevoll mit ihnen, passen auf sie auf und fördern noch vorhandene Fähig- und Fertigkeiten. Kristin Walther rechnet hier künftig durch das kürzlich in Kraft getretene Pflegeneuausrichtungsgesetz mit mehr Anfragen. „Dann werden wir zusätzliche Servicekräfte einstellen, um den Bedarf abdecken zu können.“

Sie erreichen Kristin Walther unter der Telefonnummer: (03445) 2337-113