25 Jahre Diakonie Naumburg-Zeitz

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Die Diakonie Naumburg-Zeitz begeht in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen, das in der Naumburger Stadtkirche St. Wenzel am 14. September gefeiert wurde. Mit der Superintendentin des Kirchenkreises und Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Ingrid Sobottka-Wermke, und Diakonie-Geschäftsführer Siegfried Kosdon sprach Constanze Matthes.

Die Diakonie Naumburg-Zeitz nahm 1991 ihre Arbeit auf. Welche Zeit herrschte damals?
Siegfried Kosdon: Es war die Zeit der Wende, der gesellschaftlichen Veränderungen. In der freien Wohlfahrt entstanden mehrere freie Träger. Und auch die evangelische Kirche sah sich in der Verantwortung und wollte Aufgaben übernehmen. Vor allem die evangelischen Kirchenkreise in Naumburg und Zeitz waren damals sehr aktiv, noch bevor es den heutigen Kirchenkreis Naumburg-Zeitz gab.

Wie entwickelte sich die Diakonie nachfolgend weiter?
Kosdon: In den folgenden Jahren entstand eine große Breite an Angeboten. Wir führten neben dem Bereich der Pflege und den verschiedenen Beratungsangeboten die Möbelbörse in Naumburg, das Frauenhaus in Zeitz und mehrere Jugendeinrichtungen, so in Lossa, Balgstädt, Bad Kösen und Naumburg. Von 2004 bis 20017 konnten das Sankt Georg-Stift sowie das Barbara-Haus in Teuchern in Betrieb genommen werden. Zum festlichen Gottesdienst wurden sieben Mitarbeiterinnen der ersten Stunde für ihre 25-jährige erfolgreiche Mitarbeit in der Diakonie Naumburg-Zeitz mit dem Kronenkreuz der Diakonie in Silber geehrt

Einiges gibt es allerdings nicht mehr.
Kosdon: Das ist richtig. Die Jugendtreffs und die Möbelbörse mussten wir schließen, weil es Maßnahmen im Bereich des zweiten Arbeitsmarktes nicht mehr gab, das Frauenhaus in Zeitz wegen finanzieller Gründe.
Ingrid Sobottka-Wermke: Die Schließung des Frauenhauses sowie das Ende der Ehe-, Lebens-, Familien- und Erziehungsberatung sind uns damals sehr schwer gefallen. Da diese schwierige Aufgabe in meinen Dienstbeginn fiel, hat sich das mir besonders eingeprägt.

Doch einiges ist neu entstanden?
Sobottka-Wermke: Wir haben überlegt, wie es uns gelingen kann, die diakonische Arbeit mehr in die Kirchengemeinden und Pfarrbereiche hineinzubringen und vor Ort wirksam werden zu lassen. Die Ausbildung von Ehrenamtlichen für Besuchsdienste und als Seniorenbegleiter ist ein Ansatz, den das Forum Ehrenamt verfolgt, das Kirchenkreis und Diakonie neu ins Leben gerufen haben. Ein weiterer Arbeitsbereich ist dort die Unterstützung von Flüchtlingen durch Ehrenamtliche.

Vor welchen Projekten und Herausforderungen steht die Diakonie in Zukunft?
Kosdon: Das Thema Migration und Integration wird uns weiter sehr beschäftigen. Aktuell sind wir Träger der Jugendwohngruppe Thalwinkel. Hierbei handelt es sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Für 2017 ist ein neues Domizil geplant, die einstige Kindertagesstätte Bad Bibra. Dazu soll im Oktober der Bauantrag für den Umbau des Gebäudes erfolgen. Entstehen wird eine integrativ ausgerichtete stationäre Jugendhilfeeinrichtung, sowohl für einheimische als auch junge Menschen mit Migrationshintergrund. Ein ähnliches Projekt verfolgen wir perspektivisch für die Jugendhilfeeinrichtung „Herz“ in Zeitz. Dafür soll das Haus anders gestaltet werden. Wir hoffen, für die dortige Tagesgruppe einen neuen Standort zu finden. Ebenfalls im Oktober soll mit einem Bauantrag unser Projekt in der Naumburger Lepsiusstraße endlich anrollen, an welchem seit 2009 gearbeitet wird und das nun im vierten Anlauf Erfolg verspricht. Ab 2019 sollen dort unter anderem zwei selbst organisierte Wohngemeinschaften für Senioren eingerichtet werden. Dieses Angebot richtet sich auch an Menschen mit einem dementiellen Handicap.

Welche Bedeutung haben die Beratungsangebote?
Kosdon: Mit dem Familienförderungsgesetz des Landes hat es ja Änderungen in der Beratungslandschaft gegeben. Wir haben die Ehe-, Lebens-, Familien- und Erziehungsberatung sowie die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in Zeitz eingestellt. In Kooperation mit der Awo Soziale Dienste konzentrieren wir uns in Naumburg auf die Schuldner- und Insolvenzberatung sowie die Sucht- und Drogenberatung. 2015 kam die Suchtberatung in Zeitz dazu. Diese Angebote sind ein wichtiger Bestandteil unserer sozialdiakonischen Arbeit im Landkreis und im Kirchenkreis.

Unter welchen Leitsätzen engagiert sich die Diakonie, was macht sie aus?
Kosdon: Oberkirchenrat Christian Fuhrmann sagte: „Jesus von Nazareth traut uns zu, menschliches Miteinander durch gute Früchte zu beleben. Wir können sie genießen.“ Dieser Satz prägt die Rahmenbedingungen, in denen unsere Mitarbeiter tätig sind, ihre Stellung und Würdigung im Unternehmen. Landrat Götz Ulrich formulierte in seinem Grußwort: „Diakonie in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen heißt, den Markenkern zu wahren!“, und das soll natürlich bei den Klienten spürbar werden.
Sobottka-Wermke: Die Mitarbeiter begegnen Patienten und Klienten auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes. Es geht davon aus, dass alle Menschen Gottes Ebenbild sind. Auch in den Hilflosesten und Schwächsten der Gesellschaft begegnet uns Jesus Christus. In ihm sind die Menschen geliebte Kinder Gottes. Wer sich diese Grundhaltung aneignet, begegnet anderen mit Respekt und bestätigt ihn in seiner gottgegebenen Würde. Diese Haltung gegenüber den Menschen, die sich uns anvertrauen, wird von den Mitarbeitern in allen Tätigkeitsfeldern der Diakonie erwartet, im Besonderen jedoch da, wo Menschen hilflos sind, so in der Altenhilfe. Aber auch in der Beratungsarbeit und der Jugendhilfe gilt: Jeder Mensch erfährt Würde und Respekt.

Ist es schwierig, geeignetes Personal zu finden?
Kosdon: Im Bereich Pflege erhalten wir in regelmäßigen Abständen Initiativbewerbungen. Allerdings haben wir im Allgemeinen auch eine verhältnismäßig geringe Fluktuation, das beweist auch die Zahl langjähriger Mitarbeiter und spricht für die Diakonie als Arbeitgeber. Schwieriger ist es im Bereich Hilfen zur Erziehung.

Wie wird die Diakonie Ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Sobottka-Wermke: Die große Bereitschaft des Landkreises, neue Projekte mit der Diakonie zu entwickeln, zeigt, dass die fachliche Arbeit geschätzt wird. Wie die allgemeine Öffentlichkeit das Engagement bewertet, ist schwer einzuschätzen.
Kosdon: In erster Linie sicher durch die Fahrzeuge unserer Sozialstationen. Darüber hinaus werden wir wohl eher nur bewusst wahrgenommen, wenn man unsere Hilfe benötigt.

Bildunterschrift:
Für ihr 25-jähriges Dienstjubiläum wurden geehrt: SimoneZaumsegel, Wiebke Allert, Diana Müller, Annegret Mahler, Uta Hartung, Sigrid Becker und Elke Treu (ab 2.v.l.).Aus dem Dienst verabschiedet wurde Gisela Sieler (2.v.r.).

Text: Constanze Matthes
Foto: Torsten Biel
Quelle: http://www.naumburger-tageblatt.de/24860626 ©2016

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