MZ: Haus Lepsiusstraße 4: Leerstand hat ein Ende

Foto: Torsten Biel

Das Haus 4 in der Naumburger Lepsiusstraße ist gerade eine Baustelle. Eine große Bautafel, Bagger sowie Container mit Schutt künden davon, dass hier etwas geschieht. Zehn Jahre stand das Gebäude leer. Mitte kommenden Jahres soll wieder Leben einziehen. Die Diakonie Naumburg-Zeitz beginnt ein Wohnprojekt mit Modellcharakter für Senioren. Auf zwei Etagen entstehen zwei Wohngemeinschaften für jeweils bis zu sechs Bewohner. Im Mansarden-Geschoss werden vier Wohnungen unterschiedlicher Größe eingerichtet. „In den Wohngemeinschaften gestalten die Senioren ihren Alltag selbst und entscheiden, welche Betreuung sie benötigen“, erklärt Siegfried Kosdon, Geschäftsführer der Diakonie Naumburg-Zeitz.

Das Vorbild des künftigen Wohnprojekts befindet sich in Teuchern, im St. Georg Stift und dem Barbara-Haus. Im Stift werden stationäre Wohnangebote mit abgestuftem Service und Hilfeleistungen nach dem Hausgemeinschaftskonzept vorgehalten. Im Barbara-Haus erhalten Senioren die Möglichkeit, altersgerecht und selbstständig zu wohnen und bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Schon seit zehn Jahren ist dieses Modell seniorengerechten Wohnens interessant. Wir wollen es nun offensiv nach außen bringen. Interessenten gibt es“, so Kosdon weiter. Offizieller Baustart war der vergangene Montag. Zur Seite steht der Diakonie die Kewog Städtebau GmbH aus Weißenfels.

Mehrfach wurde das Projekt auf Eis gelegt, unter anderem auch, weil in der Vergangenheit das Geld fehlte. Doch nie wurden die Pläne für die Lepsiusstraße völlig ad acta gelegt. Nun stemmt der freie Träger rund 2,3 Millionen Euro. Das Vorhaben wird jedoch mit Mitteln des Evangelischen Kirchenkreises Naumburg-Zeitz sowie der in Hamburg ansässigen Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) gefördert. Über das DHW fließen die Erlöse aus dem Losverkauf der Deutschen Fernsehlotterie in soziale Projekte in ganz Deutschland. Das Haus, das der Evangelischen Kirchgemeinde gehört und von der Diakonie gepachtet ist, ist dabei kein unbekanntes und kann eine interessante Geschichte vorweisen. Diese kam nun zutage, als Architekt Jan Deusch sich alten Bauunterlagen widmete. Erbaut wurde das Haus 1912 als Stadtvilla. In den 1920er-Jahren erhielt es noch einen Anbau. In der Zeit der DDR waren hier Schüler des Kirchlichen Proseminars untergebracht. Später wurden Mietwohnungen eingerichtet. Trotz des zehnjährigen Leerstandes sei die Substanz in einem verhältnismäßigen guten Zustand, wie Deusch während eines Vorort-Termins berichtete. Sorgen bereiten indes die Feuchtigkeit im unteren Bereich des Hauses sowie ein Schädlingsbefall. „Wir hoffen, dass der Bau nicht ohne größere Überraschungen verläuft“, so der Architekt weiter - mit Blick auf Holzbalken und Erdboden. Geplant ist es, Heizung, Lüftung, Elektrik, Fenster und Dach zu erneuern. Es erfolgen Dämmmaßnahmen sowie die Montage eines Fahrstuhls. Es wird ein neuer Zugang im hinteren Bereich des Gebäudes errichtet. Zudem werden Balkons angebaut. Zieldatum für den Abschluss des Bauvorhabens ist derzeit der 30. Juni 2020.

Text: Constanze Matthes
Blick in die Pläne: Diakonie-Chef Siegfried Kosdon (M.), Architekt Jan Deusch und Bauleiter Ulrich Wetzel (l.). Foto: Torsten Biel