Fürsorge rund um die Uhr

Ali Hilamieh (links) und Mohamed Al Ali, beide aus Syrien, bereiten in der Küche das Essen zu. Foto: Torsten Biel

In der Küche schälen und schneiden Ali Hilamieh und Mohamed Al Ali Kartoffeln. Die beiden Jugendlichen aus Syrien leben in der Unterkunft für unbegleitete Flüchtlingskinder. Derzeit werden zehn Jugendliche im früheren evangelischen Tagungs- und Freizeitheim betreut. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Sierra Leone und der Elfenbeinküste. „Aufgaben wie Kochen oder die Pflege des Grundstücks geben ihrem Alltag eine Struktur. Auch Hausaufgaben und die deutsche Sprache lernen gehören dazu“, erzählt Ute Dumrose. Die 63-Jährige leitet nunmehr das Team aus Betreuern. Zuvor war sie mehr als 30 Jahre für das Kinder- und Jugendwohnen „Herz“ in Zeitz verantwortlich. Jene Einrichtung in der Elsterstadt und das Haus in Thalwinkel stehen unter der Obhut der Diakonie Naumburg-Zeitz.

Schon seit dem vergangenen Jahr werden in dem Ort nahe Bad Bibra unbegleitete Flüchtlingskinder, die ohne Eltern oder weitere Familienangehörige nach Deutschland gekommen sind und noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht haben, rund um die Uhr in einem Zwei-Schicht-System betreut. Struktur geben Pläne, die im gemeinsamen Aufenthaltsraum hängen, Struktur geben die Mitarbeiterinnen der Diakonie, die den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Helfer und Zuhörer sind, auch Ausflüge und Projekte organisieren. „Sie fühlen sich hier geborgen und angenommen“, sagt Christiane Winter, die einstige Leiterin des Tagungsheims. Herrschten zu Beginn bei einigen Einwohnern des Dorfes noch Skepsis, gebe es nunmehr ein gutes Miteinander, weiß Ute Dumrose zu erzählen. Auch Siegfried Kosdon, Geschäftsführer der Diakonie, kann dies bestätigen: „Es hat bisher weder Konflikte noch grundhafte Beschwerden gegeben. Die Wohngruppe gilt als beispielgebend. Ich denke, die Vorstellung unseres Vorhabens im Vorfeld hat viel dazu beigetragen.“

Schien indes vor einiger Zeit der Umzug der Wohngruppe nach Bad Bibra in trockenen Tüchern, stehe gemeinsam mit der Kreisverwaltung und dem Kirchenkreis eine klare Entscheidung noch aus, berichtet Kosdon im Gespräch mit unserer Zeitung. Sicher ist: Die Diakonie plant eine integrative Wohngruppe mit 20 Plätzen, in der junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenleben und betreut werden. Ob diese in Bad Bibra entstehen soll, ist ebenfalls noch nicht sicher. Eine notarielle Nutzungsvereinbarung wurde jedoch schon abgeschlossen. „Wir sind aktuell in einem Entscheidungsprozess“, so Kosdon. Denn es gelte zu beachten, dass sich allgemein die Zahl der Flüchtlinge verringert hat. Aktuell leben im Landkreis weit unter 100 unbegleitete Flüchtlingskinder. Ebenfalls noch nicht geklärt ist die Zukunft des einstigen Tagungsheims in Thalwinkel. Unterstützt wird die Entscheidungsfindung von zwei Projektstudien, mit denen der Dresdner Architekt Jan Deusch beauftragt wurde. Das nächste Gespräch aller Beteiligten findet am 10. November statt.

Text: Constanze Matthes
Fotos: Torsten Biel
Quelle: www.mz-web.de/28501228 ©2017